(Früh-) Kastration von Katzen
Das eine Katze, die nicht zur Zucht eingesetzt wird, kastriert werden sollte, ist sicherlich unumstritten. Wer eine Kätzin hat, die ständig rollig wird, stundenlang mauzt und schreit und in dieser Zeit wenig frisst, weiss welche Belastung dies für die Kätzin (und auch den Besitzer) ist. Wer einmal mit dem penetranten Uringeruch eines unkastrierten Katers am Vorhang oder Teppich konfrontiert wurde, wird sicher nicht der Meinung sein das man der Natur freien Lauf lassen sollte. Es ist außerdem wissenschaftlich erwiesen, dass kastrierte Kätzinnen seltener an Gesäugetumoren oder Gebärmutterentzündungen erkranken und eine doppelt so hohe Lebenserwartung haben.
Übrigens werden auch Kätzinnen kastriert, und nicht wie allgemein angenommen sterilisiert. Eine Sterilisation ist auf keinen Fall ratsam, da die Katze dadurch zwar unfruchtbar wird, der Geschlechtstrieb mit seinen Begleiterscheinungen bleibt aber erhalten. Die Kätzinnen werden weiterhin rollig und die Kater markieren weiter.
Ab wann ist eine Kastration möglich?
Üblicherweise wird eine Katze zwischen dem 8. bis 12. Lebensmonat kastriert. Früher ging man davon aus, dass eine Kätzin vor dem Eingriff zumindest einmal rollig gewesen sein sollte. Inzwischen ist diese Meinung aber widerlegt, denn es gibt keine medizinischen Gründe dafür. Es ist nicht nötig, die komplette körperliche Entwicklung abzuwarten, da das Wachstum nicht von den Hormonen sondern hauptsächlich von den Genen gesteuert wird. Während der Rolligkeit sollte auf keinen Fall operiert werden, da der erhöhte Hormonspiegel zu verstärkten Blutungen führen kann.
Unter Frühkastration versteht man die Kastration noch nicht geschlechtsreifer Tiere, entweder bereits ab 10 Wochen oder kurz vor Einsetzen der Geschlechtsreife, die individuell variiert. Generell beträgt das Alter der Tiere, die einer Frühkastration unterzogen werden, 3 bis 4 Monate. In vielen anderen Ländern, insbesondere in den USA und England, hat sich die Frühkastration schon seit langem durchgesetzt und wird entsprechend häufig praktiziert. Auch hierzulande finden sich immer mehr Tierärzte, die die Frühkastration durchführen, denn bislang sind keine Studien bekannt, die zu dem Ergebnis kamen, dass die Kastration vor der Geschlechtsreife negative Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der Katzen haben könnte.
Einige Befürchtungen im Zusammenhang mit der Frühkastration konnten als unbegründet widerlegt werden. Dazu zählt u.a. die Annahme, dass es bei einer Kastration vor der Geschlechtsreife zum exzessivem Wachstum der langen Röhrenknochen (Oberarm und Oberschenkelknochen) kommt. Tatsächlich schliessen sich die Wachstumsfugen nach einer Frükastration später als normal, und die Tiere können somit grösser werden. Die Verlängerung von Oberschenkel, Elle und Speiche wurden von den Besitzern jedoch grösstenteils nicht einmal bemerkt, und falls doch, nicht als störend empfunden. Besonders bei Katern wird befürchtet, dass die Frühkastration die Entwicklung der Harnwege beeinflusst und es zu vermehrten Entzündungsreaktionen der Harnwege sowie zur Bildung von Harngries kommt. Der Harnröhrendurchmesser früh kastrierter und nicht kastrierter Kater weist jedoch keinen wesentlichen Unterschied auf. Die Stoffwechselaktivität ist durch die Kastration im Allgemeinen verringert, so dass bei Kastraten mit einer stärkeren Zunahme des Körperfettes und damit des Körpergewichtes zu rechnen ist, dies passiert allerdings bei früh und spät kastrierten Katzen gleichermassen, nur zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt.
Die Operation an Jungtieren wird in erster Linie aus Angst vor einem erhöhten Narkoserisiko abgelehnt. Diese Angst ist jedoch nicht angebracht, wenn einige Dinge beachtet werden. So muss das Gewicht grammgenau ermittelt werden. Das exakte Körpergewicht ist für die Berechnung der Dosis der Narkosemittel von Bedeutung, die bei kleinen Patienten genau stimmen muss. Ein ernsthaftes Problem bei kleinen und jungen Patienten ist der Verlust an Körperwärme, der durch den Einsatz eines Wärmekissens verhindert werden kann. Werden diese Regeln beachtet, ist das Narkoserisiko nicht höher als bei älteren Tieren, ganz im Gegenteil: Bei Jungtieren ist der operative Eingriff übersichtlich, denn es ist nur ein kleiner Einschnitt erforderlich, die breiten Mutterbänder sind relativ fettfrei und die Keimdrüsenbänder noch elastisch. Dadurch ist die Operationsdauer kürzer, so dass auch die Narkose kürzer und somit weniger belastend ist. Insgesamt sind Komplikationen und Blutungen seltener. Es hat sich auch gezeigt, dass junge Kätzchen bereits wenige Stunden nach dem Eingriff wieder wohlauf sind und fast keine Schmerzen zu haben scheinen. Ältere Katzen hingegen brauchen manchmal durchaus ein paar Tage, um sich von der Operation zu erholen.
© Dieser Text stammt von Britta Singethan. Er kann gerne auf anderen Seiten veröffentlicht werden wenn dabei ein Hinweis auf die Verfasserin und ein Link zur Homepage angebracht wird.
Die Winn Feline Foundation (eine Organisation in den Staaten die Forschungen zum Thema Katze finanziert und durchführt) hat zur Frühkastration eine Studie durchgeführt. Der folgende Artikel zu dieser Studie wurde im englischen Original von Diana Curden, Ph. D. verfasst und von Angela Bachmeier übersetzt.
Frühkastration von Katzen - Studie der Winn Feline Foundation
Das Konzept der Frühkastration (d.h. bevor eine Katze geschlechtsreif wird) ist alles andere als neu. Anfang des 20. Jahrhunderts war Frühkastration die Regel und Bedenken bezüglich negativer Nebenwirkungen einer solchen Operation kamen erst sehr viel später auf. Heute bestätigen die meisten Experten, dass bisher nicht genügend wissenschaftlich belegte Informationen zur Verfügung standen, um das beste Alter für eine Kastration zu ermitteln. Bis vor kurzer Zeit gab es keine Forschungsergebnisse, welche die Theorie, dass die Kastration eines Hundes oder einer Katze mit einem Alter von weniger als 5 bis 8 Monaten, bestätigten oder widerlegten. In der Tat führt eine der Untersuchenden auf diesem Gebiet an, dass viele Tierärzte die Frühkastration seit geraumer Zeit praktizieren, da es unglaublich große Unterschiede gibt, wann Katzen oder Hunde die Geschlechtsreife erlangen. Tierärzte für Großtiere praktizieren bereits seit langem Frühkastration an ihrem Tierbestand und halten dies nicht nur für akzeptabel sondern in vielen Fällen auch für wünschenswert. Selbst bevor Bedenken bezüglich der stetig wachsenden Anzahl an ungewollten Haustieren aufkamen, gab es viele wissenschaftlich belegte Gründe für die Kastration und Sterilisation. Sterilisierte Kätzinnen sind gegen Gebärmutterkrebs und Gebärmutterinfektionen geschützt. Bei Katern reduziert die Kastration das Risiko für einen Vorfall von Hodenkrebs und einer Prostatavergrößerung und den damit verbundenen Infektionen. Vom Standpunkt des Haustierbesitzers ist ein sterilisiertes oder kastriertes Tier ein viel besserer Gefährte. Sie sind einerseits weniger aggressiv und andererseits anhänglicher als ihre unkastrierten Verwandten. Da sie nicht dem Fortpflanzungstrieb unterliegen werden sie weniger oft streunen oder kämpfen.
Bis vor kurzem gab es einen sehr schmerzlichen Mangel an Studien über die Kurz- und Langzeitfolgen der Frühkastration. Obwohl es zahlreiche Anekdoten über Frühkastration gibt, waren diese Fälle vom wissenschaftlichen Standpunkt her nicht aussagekräftig. Bei den meisten dieser Fälle ging es um zufällig verpaarte, nichtverwandte Tiere mit völlig verschiedenem Hintergrund und es gab keinen Versuch, diese Verschiedenheit unter Kontrolle zu bringen. Es gab nur sehr wenige universitäre Untersuchungen auf diesem Gebiet. M.A. Herron von Texas A&M berichtete 1972 darüber, dass eine Kastration vor der Geschlechtsreife einen relativ geringen Effekt auf den Durchmesser der Harnröhre bei Katern hat. In letzter Zeit wurden Untersuchungen im Angell Memorial Hospital in Boston, am College der Veterinärmedizin der Universität von Minnesota und dem Department of Small Animal Clinical Sciences an der Universität in Florida durchgeführt. Das Projekt in Florida daürte von 1991 bis 1992 und wurde von der Winn Feline Foundation in Zusammenarbeit mit der American Veterinary Medical Association (Organisation Amerikanischer Veterinärmedizin) finanziert. Es wurde so weit wie möglich versucht, die Unterschiede im medizinischen Hintergrund und in der Genetik möglichst weit zu reduzieren. Die Kitten wurden eigens für die Untersuchung gezüchtet und die Wurfgeschwister wurden in drei Gruppen eingeteilt. Die Mütter der Kitten wurden unter Quarantäne gedeckt und untergebracht, da die Ernährung und andere Faktoren sowohl vor als auch nach der Geburt einen Einfluß auf die letztendliche Größe, das Gewicht und den Gesundheitszustand im allgemeinen Einfluß haben können. Dr. Mark Bloomberg bezeugt dass, obwohl die Untersuchung der Langzeitwirkungen noch nicht in vollem Umfang abgeschlossen sind, die anfänglichen Ergebnisse äußerst positiv sind. Bevor er die Untersuchung für die Winn Foundation durchführte, hatte Dr. Bloomberg eine ähnliche Studie an Hunden abgeschlossen. Die an dieser Untersuchung beteiligten Tiere wurden nun über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet, ohne dass von negativen Nebenwirkungen berichtet wurde. An der Untersuchung der Winn Foundation waren insgesamt 31 Kurzhaarkitten aus 7 Würfen beteiligt, welche auf dem Universitätsgelände der Gainesville Universität geboren wurden.
Die Kitten wurden in drei Gruppen eingeteilt:
Gruppe 1: 11 Kitten; diese wurden im Alter von 7 Wochen kastriert bzw. sterilisiert
Gruppe 2: 11 Kitten; diese wurden im Alter von 7 Monaten kastriert bzw. sterilisiert
Gruppe 3: eine Kontollgruppe von 9 Kitten; diese wurden erst nach vollständiger Reife und nach Beendigung der ersten Phase der Untersuchung (12 Monate) kastriert bzw. sterilisiert
Die Untersuchenden berichteten, dass die Operationen an den Kitten der Gruppe 1 unkompliziert und ohne Zwischenfälle verliefen, und dass die Kitten sich schneller erholten als die Kitten in den Gruppen 2 und 3. Dr. Bloomberg bemerkte hierzu, dass es zwar nur sehr wenig Material über Anästhesie bei Jungtieren gibt, allerdings seien Kleinkinder in der Humanmedizin allgemein sehr gute Patienten und es gäbe keinen Grund, warum dies nicht auch bei Katzen und Hunden der Fall sein sollte. Die größten Probleme bei Operationen an Jungtieren sind die Erhaltung der Körpertemperatur, die richtige Dosierung der Anästhesitika, da der Atemapparat bei Jungtieren noch nicht vollständig entwickelt ist, und die Erhaltung des richtigen Blutzuckerspiegels. Die Untersuchenden gaben den Kitten der Gruppe 1 nur für eine kürzere Zeit vor der Operation keine Nahrung als bei den Katzen der anderen Gruppen und gaben ihnen als Vorsichtsmaßnahme kleine Mengen von Karo Syrup (ein stark glukosehaltiger Sirup) vor der Narkose. Es sollte an dieser Stelle noch erwähnt werden, dass das allgemeine Vorgehen bei der Reduzierung der Narkosestoffe zum Ende der Operation auf Grund der schnelleren Erholung der Jungtiere etwas abgewandelt wurde.
Kritiker führen mehrere mögliche Nebenwirkungen der Frühkastration auf. Allgemein ist man der Meinung, dass kastrierte Tiere weniger aktiv sind und eher zu starkem Übergewicht neigen als unkastrierte Tiere. Ebenso wird gesagt, dass eine Kastration im frühen Alter das normale Wachstum behindert. Besonders bei Katern wurde befürchtet, dass eine Frühkastration die Entwicklung der Harnwege beeinflussen könnte und zu einem vermehrten auftreten von Zysten und Entzündungen der Harnwege führt. Außerdem wurde befürchtet, dass eine Frühkastration sich auf das Verhalten, die Nahrungsaufnahme und die Anforderungen an die Nahrungszusammensetzung und ähnliches auswirkt. Die Untersuchenden waren bemüht, die meisten dieser Fragen zu beantworten, indem sie einige Daten bei diesen drei Gruppen untersuchten. Insbesondere wurde auf die folgenden Dinge geachtet: das Gewicht und die Körperzusammensetzung (z.B. prozentualer Anteil an Körperfett); die Knochenlänge und das Alter, mit welchem die langen Knochen aufhören zu wachsen; Verhalten; Nahrungsaufnahme; Entwicklung der Harnwege; und die Entwicklung sekundärer geschlechtlicher Merkmale und den Grad geschlechtlicher Reife.
Die Ergebnisse beim Vergleich des Gewichts zeigten Unterschiede beim Vergleich der drei Gruppen. Kater wogen grundsätzlich mehr als Kätzinnen, was allerdings in allen Gruppen gleich war. Die Untersuchungen der Körperzusammensetzung und des Körperfetts zeigten, dass die Werte der Gruppe 1 und 2 identisch waren und allgemein fetter waren als die Katzen der Gruppe 3. Die Untersuchenden weisen darauf hin, dass die Kater der Gruppe 3 im Alter von 12 Monaten bereits normale Merkmale erwachsener Kater aufwiesen, wie z.B. Gewichtsverlust und die Entwicklung von Katerbacken, was einen Teil des Unterschieds ausmacht. Es wurde bei späteren Untersuchungen außerdem festgestellt, dass der Gewichtsunterschied bei den Katzen der Gruppen immer geringer wird. Alle Katzen wurden in ausgewählten Haushalten, die unter einer gewissen Aufsicht stehen, untergebracht und sind in ihrem neün Zuhause aktiver als auf dem Universitätsgelände. Eine Nachuntersuchung sollte nach drei Jahren im Mai 1994 durchgeführt werden.
Beobachtungen im Verlauf der Studie
Es gab allgemein keinen Unterschied in der Nahrungsaufnahme zwischen den Katzen der drei Gruppen außer, dass es in allen Gruppen Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Katzen gab. Es wurden keine Unterschiede in der Wachstumsrate der Katzen in den drei Gruppen festgestellt, obwohl die Kater in allen Gruppen schneller wuchsen. Es wurde beobachtet, dass die langen Knochen bei den männlichen und weiblichen Katzen der Gruppen 1 und 2 länger wurden. Der Grund hierfür schien zu sein, dass die Knochen bei den Katzen der Gruppen 1 und 2 erst später aufhörten zu wachsen. Dies ist auch die Erklärung dafür, warum früher kastrierte Katzen oft größer (höher und länger) sind, als unkastrierte oder später kastrierte Katzen. Dies schien insbesondere bei den Katern der Fall zu sein.
Nach sieben Monaten waren die Katzen der Gruppe 3 vor der Kastration wesentlich aggressiver und außerdem weniger anhänglich als die Katzen der Gruppen 1 und 2. Entgegen der allgemeinen Meinung waren die kastrierten Katzen genauso aktiv wie die unkastrierten Katzen.
Die Beobachtungen der Entwicklung der Harnwege zeigten keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen, außer den geschlechtlich bedingten Unterschieden, welche jedoch über alle Gruppen hinweg konstant waren. Die Untersuchenden maßen den Umfang der Harnröhre nur bei den Katern der drei Gruppen und konnten keinen Unterschied feststellen. Es gab Bedenken, dass eine Frühkastration einen geringeren Umfang zur Folge haben würde, was ein häufigeres Auftreten von Zysten und damit zusammenhängenden Problemen mit sich bringen könnte. Dies scheint nicht der Fall zu sein. Die größten Unterschiede zwischen den Gruppen wurden beim Vergleich sekundärer Geschlechtsmerkmale festgestellt. Die Kater wurden auf Unterschiede in der Entwicklung des Penis, der Vorhaut und der hakenartigen Auswüchse untersucht. Die hakenartigen Auswüchse waren bei den Katern der Gruppe 1 überhaupt nicht, bei den Katern der Gruppe 2 unterdurchschnittlich und bei den Katern der Gruppe 3 normal entwickelt. Bei der Untersuchung der Kätzinnen ergab sich, dass die Vulven bei den Kätzinnen der Gruppen 1 und 2 infantiler waren als bei den Kätzinnen der Gruppe 3. Keiner dieser Unterschiede machte bei dem Versuch, den Katzen einen Katheter zu legen, Probleme. Bedenken, dass die Entwicklung der Harnwege durch Frühkastration beeinträchtigt würde, waren offensichtlich unbegründet.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen bisher auf, dass die Unterschiede zwischen den Katzen der Gruppen 1 und 2 vernachlässigbar sind. Obwohl die Unterschiede zwischen den Katzen der ersten Gruppen und der Gruppe 3 teilweise statistisch bedeutsam sind, scheinen sie die Gesundheit der Katzen nicht negativ zu beeinflussen. Die Zeichen stehen eindeutig dafür, dass eine Frühkastration nicht gesundheitsschädlich ist, obwohl dies durch langfristige Folgeuntersuchungen bestätigt werden muß. Aus Sicht der Tierheime und im Hinblick auf das Problem ungewollter Jungtiere sind diese Ergebnisse ermutigend. Wenn alle Tiere Welpen und Kitten eingeschlossen die aus Tierheimen adoptiert werden vor der Adoption kastriert bzw. sterilisiert werden, sollte es zu einem entsprechenden Rückgang der Zahl an eingeschläferten Tieren pro Jahr kommen. Ergebnisse aus Alachua County in der Nähe der Universität von Florida in Gainesville scheinen diese Theorie zu untermaürn.
Die Tierfänger des Alachua County arbeiten mit den Untersuchenden der Universität zusammen und setzen die Frühkastration seit 1990 ein. Kein Tier verläßt das Tierheim, ohne zuvor kastriert zu werden. 1987 wurden im Alachua County 1250 Hunde und Katzen pro Monat eingeschläfert. Seit der Einführung der Frühkastration fiel die Zahl der Einschläferungen auf 940 pro Monat; außerdem ist keine höhere Todesrate im Zusammenhang mit den Frühkastrationen festzustellen.
In den letzten Jahren erkannte man die Sicherheit und Effizienz der Frühkastration immer mehr. Die American Humane Association bezeichnet die Frühkastration vor der Adoption aus einem Tierheim als eine angemessene Lösung zur Verringerung der Haustierüberbevölkerung und der Tragödie der daraus resultierenden Todesfälle. Im Juli 1993 stimmten Abgeordnete der American Veterinary Medical Association für das Konzept der Frühkastration. Arbeiten, die von Tierärzten am Angell Memorial Hospital für die Society for the Prevention of Crülty to Animals (Gemeinschaft für die Verhinderung von Graumsamkeiten an Tieren) angefertigt wurden, unterstützen Dr. Bloombergs Beobachtungen. Andere Organisationen, die ein Programm zur Frühkastration einsetzen sind die Denver Dumb Friends Leagü in Colorado, die Miami Humane Society and Alachua County Animal Control in Florida, The Humane Society of Austin and Travis County in Texas, die Chicago Animal Control in Illinois, die King County Animal Control im Staat Washington, die Vancouver SPCA in British Columbia und die Southern Oregon Humane Society in Oregon. Die Dekalb Humane Society in Decatur, Collie Rescü of Metro Atlanta, die Georgia Alliance of Purebred Canine Rescürs, The Haven and Dog River Sanctuary in Douglasville sind einige der Organisationen in Georgia, die Frühkastration bei Hunden, Katzen und exotischen Tierarten einsetzen.
Die Cat Fanciers Assocition (CFA) hat seine Ausstellungsregeln insofern geändert, dass jetzt kastrierte Kitten an den Ausstellungen teilnehmen dürfen. Viele Züchter von Rassekatzen arbeiten mit ihren Tierärzten zusammen und lassen Liebhaberkitten kastrieren, bevor sie in ihr neüs Zuhause kommen. Diese Züchter sagen, dass sie mit der Frühkastration sehr zufrieden sind. Die neün Besitzer der Liebhabertiere sagen, dass sie sich dank der Frühkastration keine Gedanken über die Operation und den damit verbundenen Kosten einer späteren Kastration machen müssen. Genauso wie die Tierheime, müssen sich Züchter daher keine Sorgen machen, dass die Kitten, für welches sie ein neüs Zuhause gefunden haben, in Zukunft die Überbevölkerung an Haustieren verschlimmern.
Frühkastration von Katzen - Erfahrungsbericht
Von Resa Bauer-De Meyere, Murteza Abessinier
Veröffentlicht in der
Zeitschrift TICA TREND, Ausgabe April/Mai 1998
Vor ein paar Jahren schrieb ich in der Ausgabe Oktober/November 1992 des TICA Trend einen Artikel mit dem Titel "Frühkastration". Dieser Artikel beschrieb meine Policy bezüglich der Frühkastration von Kitten, bevor diese meine Cattery als Liebhabertier verlassen. Dr. David Roen, der Tierarzt meiner Cattery, schrieb damals einen begleitenden Artikel. Wir fanden, dass es für alle Züchter und Aussteller der TICA von Vorteil wäre, wenn wir nach nunmehr 5,5 Jahren zu diesen Artikeln eine Fortsetzung mit den bisher gemachten Erfahrungen veröffentlichten. Obwohl es offensichtlich ist, dass das Verfahren der Frühkastration nicht für jeden Züchter oder jede Rasse das Richtige ist, haben wir einige wertvolle Informationen zusammengestellt, welche sich eventuell auf Ihre Situation anwenden lassen.
Es ist jetzt schon 5 Jahre her... wie doch die Zeit vergeht! Während ich in meiner Cattery auch weiterhin die Frühkastration praktiziere, freue ich mich mitteilen zu können, dass ich damit nicht mehr alleine bin; viele Züchter verschiedener Rassen wenden dieses Verfahren ebenfalls an. Ich weiß von Züchtern der Rassen Maine Coon, BKH, Exotic Shorthair, Siam, Perser und natürlich auch Abessinier, welche die Frühkastration regelmäßig durchführen lassen. Die Unterhaltungen auf Ausstellungen zeigen überall dasselbe Ergebnis auf, wie bei mir: "Die Frühkastration von Liebhabertieren, bevor Sie in ihr neues zu Hause gebracht werden, macht jedem das Leben einfacher, insbesondere das der Katze!".
Damals genauso wie heute hat die Kastration von Liebhabertieren, bevor Sie die Cattery verlassen, offensichtliche Vorteile. Es gibt absolut keine Möglichkeit einer "zufälligen" Verpaarung. Nachträgliche Telefongespräche über Vertragsklauseln bezüglich der Kastration gibt es nicht mehr. Der Züchter hat dem neuen Besitzer des Liebhabertiers die Verantwortung abgenommen, das "Baby" kastrieren zu lassen. Zusätzlich belegen mittlerweile Universitätsstudien das, was wir uns erhofft hatten: Es gibt keine negativen Auswirkungen einer Frühkastration. In der Tat zeigen diese Studien, dass es für die Gesundheit der Katze von Vorteil ist, die Kastration bereits vor dem traditionell üblichen Alter durchzuführen!
Im Artikel von 1992 wurden beschrieben, dass 43 Abessinier-Kitten im Alter von weniger als 15 Wochen kastriert wurden, bevor Sie in Ihr neues Zuhause gingen. Wir hatten zuvor drei Jahre lang die Kastration im vorpubertären Alter praktiziert. Bis heute haben wir bei insgesamt 119 Kitten die Frühkastration angewandt, einschließlich der 43 Kitten aus der ursprünglichen Studie. Alles in allem praktizieren mein Tierarzt und ich nun seit 8 Jahren die Frühkastration.
Sowohl 1992 als auch heute wurde der Großteil der Kitten in einem Alter von 11 bis 12 Wochen kastriert; manche davon bereits mit 10 Wochen, andere erst mit 15 Wochen. Alle weiblichen Patientinnen sind schon nach 3 bis 5 Tagen bereit, in Ihr neues zu Hause zu gehen. Mein Tierarzt verwendet absorbierbaren Faden und mein Liebhabervertrag schreibt einen Tierarztbesuch innerhalb der ersten Woche, nachdem das Kitten bei seiner neuen Familie angekommen ist, vor. Auf diese Weise kann der "neue" Tierarzt die Wunde untersuchen und kann mich oder meinen Tierarzt anrufen, falls er Fragen hat. Bisher war der Kommentar des "neuen" Tierarztes "keine Probleme, überhaupt keine Probleme!". Die männlichen Kitten können praktisch schon in Ihr neues Zuhause, sobald ich sie von der Tierklinik abhole. Allerdings behalte ich sie auf jeden Fall mindestens noch drei Tage nach der Operation bei mir, um ganz sicher zu gehen. Die männlichen Kitten werden ebenfalls bei Ihrem "neuen" Tierarzt vorgestellt.
Wenn ich eine Zuchtkätzin kastrieren lasse, ist der Unterschied in der Zeit nach dem Eingriff sehr deutlich erkennbar. Ältere Kätzinnen brauchen einige Tage mehr, um sich vollständig zu erholen. Sie sind in den ersten zwei bis drei Tagen etwas steif und haben offensichtlich Schmerzen und brauchen weitere 2 bis drei Tage, um sich zu erholen. Im Vergleich hierzu sind die Kitten bereits nach 24 Stunden wohlauf. Sie scheinen fast gar keine Schmerzen zu haben, anders als die älteren Kätzinnen. Ja, ich habe auch schon Kitten kastrieren lassen, welche eine erfolgreiche Ausstellungskarriere hätten haben können, aber ich lasse mich deswegen nicht von der Frühkastration abbringen. Schließlich leben Liebhabertiere ein fürwahr fürstliches Leben!
Ergebnisse und Veränderungen bei der allgemeinen Einstellung sind das, wonach wir suchen. Die chirurgische Methode hat sich nicht verändert, sowohl was die Zeit vor als auch was die Zeit nach dem Eingriff angeht. Dr. Roen oder einer seiner Partner haben alle Operationen durchgeführt. In den 8 Jahren haben wir noch kein Kitten "auf dem Tisch" verloren. In der Tat gab es auch keine Komplikationen in der Zeit nach der Operation. In diesen 8 Jahren habe ich bisher nur ein Kitten mit nach Hause genommen, das etwas länger brauchte, bis es von der Narkose aufwachte.
Die Neuigkeiten über die ersten Kitten von vor 8 Jahren bestätigen uns auch weiterhin, dass wir das Richtige tun. Bevor ich mich daran gemacht habe, diesen Artikel zu schreiben, habe ich versucht, die Besitzer jedes dieser 8jährigen Liebhabertiere zu erreichen. Ich bin sehr froh berichten zu können, dass alle, die ich erreicht habe, gesunde und glückliche Abessinier zu Hause haben. Es gab nur eine Katze, deren Besitzer ich nicht mehr finden konnte. Von den Abessiniern, die ich aufspüren konnte gab es keinen einzigen Fall von Urologischen Problemen. Wir hatten einen Fall, wo ein Abessinier anfing zu markieren. Nach einer kurzen Unterhaltung stellte sich heraus, dass dieses Verhalten wohl darauf zurückzuführen ist, dass sich die Familie die Frechheit herausnahm, ein weiteres Kitten in ihren Kreis aufzunehmen.
Obwohl ich in den letzten 8 Jahren den Kontakt zu einigen Käufern von Liebhabertieren verloren habe, höre ich im allgemeinen von fast allen zumindest ein Mal pro Jahr. Im Rahmen zu den Vorbereitungen zu diesem Artikel haben wir bei den Käufern von Liebhabertieren aus meiner Cattery eine Umfrage durchgeführt. Wir haben von ca. 80% eine Antwort erhalten und auch hier zeigte sich kein einziger Vorfall von Inkontinenz. Es gab einen einzigen Fall von Urinary Blockage bei einem 4jährigen Kastraten, welcher aber erfolgreich behandelt wurde und in den letzten zwei Jahren keinen Rückfall hatte. Wir hatten einen kleinen Vorfall von unangemessenem Verhalten beim Urinieren. Meistens schien der Anlaß hierzu ein gewisser Aufruhr im Haushalt zu sein, zwei Vorfälle konnten wir nicht erklären.
Andere angemeldete Befürchtungen konnten ebenfalls als unbegründet widerlegt werden. Exzessives Wachstum der langen Knochen war eine dieser Befürchtungen. Es gibt in diesen 8 Jahren nur einen Fall, in welchem das Wachstum der langen Knochen anscheinend zu weit führte. Es handelt sich dabei um einen sehr langen und großen Kater. Ich habe seinen Stammbaum studiert und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es durchaus an seinen Vorfahren liegen könnte, insbesondere wenn man beim Rest der Kontrollgruppe feststellt, dass es ansonsten keine Vorfälle dieser Art gibt. Von den betrachteten Katzen gab es 6 Vorfälle von Idiopathic Durchfall, welcher mit Änderungen bei der Ernährung kommt und geht. Einige der Kastraten scheinen ein geringes (1 bis 2 Pfund) und mittleres (mehr als 2 Pfund) Übergewicht haben, aber wir bezweifeln, dass dies an der präpubertären Kastration liegt, da Wurfgeschwister des gleichen Geschlechts kein Übergewicht haben, insbesondere, wenn sie bei einer anderen Familie leben. Ich muss auch zugeben, dass ich bei mir zu Hause ein paar Kastraten habe, die ein mittleres Übergewicht haben und ich weiß auch, woran das liegt - ich füttere sie zu viel! Es gab keinen einzigen Fall, wo sich ein Abessinier Knochen gebrochen hat, wenn er eines seiner zirkusreifen Kunststückchen vorführte. Ich erwähne das in erster Linie, weil es einen Tierarzt gab, der einen Besitzer eines Liebhabertieres zu Tode erschreckte, als er ihm sagte, dass die Katze sich bei einem Sprung von einem Tisch oder einer ähnlichen Höhe mit ziemlicher Gewißheit die Beine brechen würde. Mein Tierarzt hat die Hysterie des armen Opfers dieser Unsachlichkeit und Unwissenheit am Telefon beschwichtigt.
Einige von den Züchtern, mit denen ich mich über das Thema unterhalten habe, äußerten Bedenken wegen der zusätzlichen Kosten, welche ihnen selbst entstehen würden. Die meisten von uns schlagen die Kosten einfach auf den Liebhaberpreis auf. Heutzutage sind die meisten Interessenten erleichtert, wenn ich ihnen dieses Vorgehen erkläre und sie damit um die Verantwortung der Kastration erleichtere und sie sind auch gerne bereit, den höheren Preis zu zahlen. Als wir gerade mit der Frühkastration anfingen, kam ich mir manchmal so vor, als würde ich versuchen, das Rad neu zu erfinden. Es gab einige Interessenten, die geradezu entsetzt waren, als sie hörten, dass ich so ein kleines Wesen einer solcher Prozedur unterziehen würde! Mittlerweile gibt es so gut wie keine Fragen mehr. In den letzten 5 Jahren wurde die Öffentlichkeit auf das Problem der "Überbevölkerung" aufmerksam gemacht und ich bekomme ab und zu auch ein anerkennendes Schulterklpofen dafür, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe. Die meisten sagen so etwas wie "Nun ja, das ist wirklich eine tolle Sache!" Eine in der Tat angenehme Entwicklung!
Obwohl unsere Betrachtungen innerhalb unserer Cattery weit von einer wissenschaftlichen Studie entfernt sind, haben wir unsere bisherigen Erfahrungen als durchweg positiv eingestuft und sind wohl auch näher an der Wirklichkeit eines Züchters als Studien, die im Zusammenhang mit Katzen aus dem Tierheim durchgeführt wurden. Wir sind sicher nur ein sehr kleiner und rassespezifischer Teil der Katzenwelt, aber wir können auf 8 Jahre Erfolg zurückblicken. Unser Ziel ist es, so viele Abessinier wie möglich bis ins Alter von 12 Jahre zu verfolgen. Mit diesen zwölfjährigen Abessiniern werden wir dann eine abschließende Erfassung des Sachverhalts durchführen und sie aus der aktiven Studie herausnehmen. Allerdings behalten wir uns das Recht auf die alljährlichen Weihnachtskarten vor!
Kommentar von Dr David Roen (aus TICA Trend Ausgabe Oktober/November 1992)
David Roen, Frau DeMeyeres Tierarzt, sagt, dass die Frühkastration an Tieren aller Art bereits seit vielen Jahren praktiziert wird, wie z.B. bei Pferden, Schafen und Rindern. Dr. Roen sagt weiterhin, dass er keinerlei Studien kennt, welche von negativen Effekten auf Grund des frühen Eingriffs berichten.
"Meine chirurgischen Techniken, die ich anwende, wenn ich sehr junge Katzen kastriere oder sterilisiere, sind nichts besonderes. Ich bin sicher, dass die meisten erfahrenen, kompetenten Kleintierärzte dasselbe rouintemäßig tun. Es gibt ein paar Dinge, die ich bei jungen, kleinen chirurgischen Patienten für wichtig halte.
Es ist wichtig, das genaue Gewicht zu kennen. Wir verwenden hierzu eine digitale Waage, welche daraufhin konstruiert wurde, im Bereich von 500 g bis ca. 5 kg sehr genau zu sein. Falls der Patient nicht kooperieren will, wiegen wir ihn in einem kleinen Transportkorb aus Karton.
Die Dosis der verwendeten Narkosemittel muß bei einem kleineren Patienten genau stimmen; und da es um eine kleinere Dosis geht, sollten auch eine kleinere Spritze und eine kleinere Nadel verwendet werden.
Der Verlust an Körperwärme kann bei kleinen, jungen Patienten ein ernsthaftes Problem sein. Dem kann dadurch vorgebeugt werden, dass man es vermeidet, das Fell bei der Vorbereitung auf die Operation unnötig nass zu machen, dass man den Einschnitt so klein wie möglich macht, dass man die Operation möglichst schnell zu Ende bringt und dadurch, dass man ein Wasser zirkulierendes Wärmekissen verwendet, das genau auf eine sichere Temperatur erwärmt wird.
Ein elektrisches Wärmekissen sollte niemals für ein Tier eingesetzt werden, insbesondere, wenn der Patient krank ist oder unter Narkose steht. Selbst wenn das Kissen die Haut nicht verbrennt, kann schon sehr geringe Hitze ein verlängertes Zusammenziehen der Blutgefäße in der Haut verursachen. Dies kann das Absterben dieser Hautzellen verursachen und eventuell ein paar Tage später dazu führen, dass die Haut austrocknet, schwarz wird, sich abschält und dabei eine große offene Wunde hinterläßt.
Ein kleiner Einschnitt und eine schnelle Operation sind wichtig, da Körperwärme schnell verloren geht, wenn der Unterleib geöffnet ist. Der starke Blutzufluß zu den Organen strahlt Wärme ab, die Verdunstung von der feuchten Oberfläche verwendet die Köperwärme in großen Mengen.
Ich denke, dass die Operation rein körperlich für kleine, junge Katzen weniger Stress bedeutet. Die Organe sind kleiner, die Blutgefäße sind kleiner und daher sind das Trauma und der Blutverlust geringer. Ich kenne keine Studien, die zeigen, dass die Kastration von Katzen vor der Geschlechtsreife negative Auswirkungen auf die Entwicklung dieser Katzen hat. Pferde und Kälber werden bereits seit Jahren im Alter von wenigen Tagen bis wenigen Wochen kastriert.
Ich bin davon überzeugt, dass die Vorteile, eine verbesserte Kontrolle der Bevölkerung an Liebhabertieren und das Eliminieren von zufälligen Verpaarungen von nicht zur Zucht geeigneten Rassekatzen, auf jeden Fall wesentlich größer sind als Risiken, welche die Frühkastration unter Umständen mit sich bringen mag.