Züchten nach Zahlen - was bedeuten die Prozente?

Maine Coon Züchter nennen zu den Stammbäumen ihrer Katzen oft einige Prozentzahlen, hier gebe ich einen kleinen Einblick dazu, was sich hinter diesen Zahlen verbirgt.

Foundation

Vorab möchte ich auf den Begriff Foundation eingehen. Foundationkatzen sind die ersten Katzen aus denen eine Rasse entstanden ist. Da die Maine Coon eine natürlich entstandene Rasse ist, sind dies bei der Maine Coon langhaarige "Hauskatzen" aus Nordamerika, insbesondere aus Maine und den umliegenden Staaten. Die ersten Foundationkatzen stammen aus den 60er Jahren.

Bei der Maine Coon ist es bis heute erlaubt neue Foundationkatzen in die Zucht aufzunehmen. Dabei muss allerdings der Herkunft dieser Katzen große Beachtung geschenkt werden. Bevor darüber nachgedacht wird eine Katze als neue Foundation zur Zucht einzusetzen, muss über ihre Herkunft recherchiert werden, um sicher zu gehen, dass es sich keinesfalls um einen Mischling aus vorhandenen Rassen handelt, oder gar um eine Maine Coon aus dem bestehenden Genpool nur ohne Stammbaum. Als Foundation sollten nur Katzen eingesetzt werden, die rein natürlich entstandene "Hauskatzen" sind, daher sollten diese möglichst von entlegenen Farmen in Maine stammen, bei denen eine Einmischung von Rassekatzen ausgeschlossen werden kann.

Top 5

Die Top5 sind 5 Foundationkatzen aus den 60er Jahren, die heute überproportional häufig in allen Stammbäumen vertreten sind. In der Reihenfolge ihrer Häufigkeit, sind dies:

Es wird angenommen, dass sich der durchschnittliche Stammbaum der 90er Jahre aus 65-70% der Top 5 Katzen zusammensetzt. Inzwischen (2020) sind diese Zahlen bei den weit verbreiteten Linien stark gestiegen, Werte von 72-75% sind dort heutzutage üblich. Mir persönlich ist dies zu hoch, ich versuche möglichst weit unter 70% zu bleiben, idealderweise sogar unter 60%.

Als Naturrasse hätte die Maine Coon sich auf hunderter verschiedener Foundationkatzen begründen können und sollen. Das tut sie zwar, aber nicht gleichmäßig verteilt. Wären mehr verschiedene Foundationkatzen zu gleichen Anteilen in den Stammbäumen vertreten, würde dies für 5 Katzen einen Anteil von unter 10% anstatt 70% ausmachen. Das die Rasse nun durch die Top 5 zu gut 2/3 (inzwischen schon 3/4) auf nur 5 Ursprungstiere zurück geht, ist eine Tatsache die sich nicht mehr rückgängig machen lässt. Züchter sollten allerdings versuchen, den Anteil der Top5 nicht immer höher ansteigen zu lassen, sondern durch den Einsatz seltenerer Linien oder neuer Foundationlinien Stück für Stück ein wenig niedriger zu bekommen.

In der Stammbaumdatenbank Pawpeds kann man alle dort eingetragenen Stammbäume sehen, oder sich selbst Testverpaarungen zusammenstellen, falls nur die Eltern (oder Großeltern) eingetragen sind. Den Prozentsatz der Top 5 findet man unter dem Link "Foundation" der oberhalb des Stammbaumes angezeigt wird. Dort ist ebenfalls eine Liste aller Foundationkatzen zu sehen auf die der Stammbaum der angezeigten Katze zurückgeht.

Clones

Der hohe Prozentsatz von Andy, Bridget, und Dauphin hängt wahrscheinlich von der Popularität und dem weit verbreiteten Zuchteinsatz der "Clones (Klone)" ab.

1978 wurde Heidi Ho Sonkey Bill geboren, ein Enkel und Ur-Großenkel von Andy und Bridget Katt of Heidi Ho. In Verbindung mit Tanstaafl Polly Adeline zeigte sich erstaunlicherweise, dass alle ihre Nachkommen gleich aussahen, eben wie Klone …. Wenn wir also heute von den "Klonen" sprechen, so sprechen wir über die Kinder von Sonkey und Polly. Das besondere an den Klonen ist, dass sie sehr oft und gerne in der Zucht eingesetzt wurden, weil sie Katzen hervorbrachten die eine schöne Showqualität und auch Größe hatten. Also entschieden einige Züchter wenn wenig gut ist, ist mehr besser …, und es wurde viel Linienzucht mit ihnen und ihren Nachkommen betrieben.

Von Zeit zu Zeit gibt es weitere Katzen, die zu häufig in Stammbäumen auftauchen, und somit die genetische Vielfalt reduzieren. Vor einigen Jahrzehnten war dies z.B. Hillside Mr. Spock. In der Shadedzucht ist es Belushies Utha, der in den meisten Stammbäumen in 10 Generationen in zweistelliger Anzahl zu finden ist. Solche häufig vertretenen Katzen sollten vermieden werden, damit diese nicht die nächsten Klone werden. Jeder Züchter sollte daher seine Stammbäume im Auge behalten, um festzustellen ob bestimmte Katzen zu oft in den Linien auftauchen, und diese bei weiteren Verpaarungen nicht noch mehr anzuhäufen.

Heutzutage haben die meisten Maine Coon Katzen Stammbäume mit 35% Klonen, manchmal sogar bis zu 50%. Da der Stammbaum der Klone zu 91% aus den Top 5 Katzen besteht, hängen diese beiden Werte eng zusammen, bei einem hohem Anteil von Klonen ist automatisch auch der Anteil der Top 5 hoch, bei einem niedrigen Anteil von Klonen ist in der Regel auch der Anteil der Top 5 niedriger.

Den Prozentsatz der Klone findet man in Pawpeds oberhalb des Stammbaumes unter dem Link "Clones".

COI

COI bedeutet Coefficient of Inbreeding (Inzuchtkoeffizient). Maine Coon Züchter sprechen beim Inzuchtwert in der Regel von dem kompletten Wert über alle Generationen bis zurück zum Beginn der Rasse in den 60er Jahren. Dieser ist nicht zu verwechseln mit dem Inzuchtwert über 4 Generationen, welcher normalerweise bei 0% liegt. Für den kompletten Inzuchtwert muss man in Pawpeds oberhalb des Stammbaumes auf das unterstrichene Wort "Inbreeding" klicken, danach steht dort "Complete inbreeding" und der Prozentsatz. Weiterhin ist zur Beurteilung des COI wichtig, dass unter dem Link Foundation oder Clones die "Reliability of analysis" bei mindestens 98% liegt. Diese Zahl zeigt an wie vollständig der Stammbaum in Pawpeds erfasst ist, da natürlich nur ein komplett erfasster Stammbaum auch komplett berechnet werden kann.

Was bedeutet nun der so ermittelte COI? Der ideale COI liegt unter 10%, das ist bei dem vorhandenen Genpool mit dem hohen Anteil an Top 5 allerdings schwer zu erreichen. Ein COI über 10% ist daher auch noch vertretbar, sollte aber möglichst nicht zu weit darüber liegen. Viele Linien haben heutzutage schon einen COI von 15-20% was nicht erstrebenswert ist. Ein COI über 20% sollte definitiv vermieden werden, da er nur aus sehr engen Verpaarungen entsteht.

Wie bei den anderen Prozentzahlen gilt auch hier, je niedriger umso besser. Auch wenn ein einmaliger hoher COI nicht gleich etwas schlechtes bedeutet, kann die dauerhafte Zucht mit hohen Inzuchtwerten insgesamt die Vitalität und das Immunsystem der Katzen negativ beeinflussen. Züchter sollten daher alle Werte ihrer Katzen im Auge behalten, und nicht immer weiter eng verpaaren, sondern zumindest nach einer engen Verpaarung in der nächsten Generation wieder die Inzuchtwerte reduzieren.

© Dieser Text stammt von Britta Singethan. Er kann gerne auf anderen Seiten veröffentlicht werden,
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